Montag, 26. Oktober 2009

Rückblick Teil 2

Nachdem ich die Tür wieder zugemacht hatte fragte ich mich, was gerade in mich gefahren war. Klar, warum nicht? Ich muss mich noch fertig machen, weil ich später noch eine Verabredung habe? Mensch Betty, dachte ich mir, warum hast du das bloß gesagt? Na wenigstens hatte ich mir die Möglichkeit eingeräumt mich selbst noch von der besten Seite zu präsentieren. Ich wusste zwar nicht wieso, aber genau das wollte ich! Wenn sie mir schon sagen würde, dass sie die Frau an Gpunkts Seite ist, dass ich da vielleicht irgend etwas missverstanden hatte und dass wir drei ja Freunde sein könnten, dann wollte ich wenigstens gut aussehen, nein ich wollte verdammt gut aussehen, phantastisch sogar! Ich atmete tief durch und rannte los: ab ins Bad, schon mal Wasser laufen lassen, in mein Schlafzimmer an den Kleiderschrank, Tür auf und nahezu alles raus, was mir in die Finger kam. Was sollte ich anziehen? Ich schaufelte und grub und wühlte und mein Kleiderschrank leerte sich immer mehr und mehr. Nach vielen Minuten des Suchens fischte ich ein “kleines Schwarzes” aus meinem Schrank, diesem Modell hier sehr ähnlich:

image PERFEKT!! Das ging immer!

Ich duschte, cremte, föhnte, stylte, schminkte als ginge es um mein Leben und erzielte beim abschließenden Blick in den Spiegel auch ein sehr ansehnliches Ergebnis. So würde ich die Wahrheit die mich nun erwartete stilvoll ertragen können. Ich stöckelte die Treppen hinauf, fühlte mich in der ersten Etage angekommen zu allem bereit, in der zweiten Etage stieg so langsam ein mulmiges Gefühl in mir auf, ich ging langsamer. Ich würde in den nächsten Augenblicken zum ersten Mal Gpunkts Wohnung betreten, jedoch nicht um ihn zu sehen, sondern eine Frau, von der ich nicht wusste welche Rolle sie in seinem Leben spielt, aber ich würde es sicher gleich erfahren. Mein Herz raste als sei ich gerade einen Marathon gelaufen, als ich an die Tür klopfte. Meine Wangen schienen zu glühen und ich hoffte, dass sie nicht auch so aussahen. Anne öffnete die Tür, diesmal trug sie einen Jogginganzug, aber auch in diesem sah sie blendend aus. Sie lächelte mich an: “Fertig für deine Verabredung? Ich hoffe du hast trotzdem noch ein wenig Zeit mitgebracht, komm rein!” sie machte einen Schritt zur Seite und eine einladende Handbewegung ins Wohnungsinnere. In diesem Augenblick verließ mich der Mut. “Äh nein, mein Taxi ist schon auf dem Weg, ich muss mich beeilen, es tut mir leid. Gerne ein anderes Mal” sagte ich und versuchte ein bedauerndes Gesicht zu machen. “Schade” sagte Anne und auch sie machte ein bedauerndes Gesicht, vielleicht ebenfalls nur gespielt. “Ich wünsch dir viel Spaß” rief sie mir noch hinterher als ich bereits die Treppen hinunter lief. Ich lief bis zur Haustür, machte sie absichtlich laut auf, ließ sie gut hörbar zuknallen, wartete eine Weile und zog meine Schuhe aus um leise in meine Wohnung zu schleichen. Daheim dimmte ich das Licht so weit wie möglich, schlich durch das von mir in der letzten Stunde verursachte Chaos, zog mich wieder um, schminkte mich ab, trank noch stehend in der dunklen Küche ein Glas Rotwein in einem Zug leer und legte mich, nachdem ich die Klamottenberge von meinem Bett geschoben hatte, unter die Bettdecke und kniff so lange die Augen zu bis ich eingeschlafen war.

Leider wachte ich am nächsten Morgen auf und hatte nicht alles nur geträumt!!

Warum benehme ich mich manchmal nur so dämlich?

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