Montag, 28. September 2009

Mein Samstagabenddilemma

Ich weiß nicht, was mich zu dieser irrwitzigen Idee veranlasst hatte. War es sein hilfsbereites Wesen, waren es seine starken Arme, die mir über die für mich alleine unüberwindbare Brüstung verhalfen, oder war es einfach das “Gesamtpaket Mann” und die Tatsache meines Dauersingledaseins, die mich dazu trieb? Solche spontanen Ideen meinerseits sind selten von Erfolg gekrönt, das hätte ich wissen müssen.

Anstatt meinem Retter als Zeichen der Dankbarkeit einfach eine Schachtel Pralinen oder eine Flasche Whisky oder ähnliches vor die Tür zu stellen, schob ich ihm am Freitag Abend einen Zettel durch die Tür. Auf diesem stand geschrieben: Lieber Retter, ich würde mich sehr darüber freuen Dich zum Zeichen meiner Dankbarkeit am Samstag Abend (gegen 20Uhr) zum Essen einladen zu dürfen. Unterschrieben mit “die Gerettete”.

Samstagmorgen lag dann tatsächlich ein Zettel vor meiner Tür: Gerne, ich freue mich auf heute Abend. Jan   

Bei der Menüauswahl entschied ich mich für gebratene Scampis mit Salat zur Vorspeise, Lasagne alla Nonna (Geheimrezept von Oma aus Italien) als Hauptgang und zur Nachspeise eine Weinschaumcreme. Den ganzen Tag über war ich schon aufgeregt, hatte glücklicherweise genug mit den Vorbereitungen zu tun um nicht völlig durchzudrehen. Neben dem Essen mussten auch noch die Wohnung und ebenso ich auf Vordermann gebracht werden. Bereits um halb Acht war ich bereit, die Lasagne verbreitete schon einen appetitanregenden Duft und ich hielt es vor Spannung und Vorfreude kaum noch aus.

Es wurde 20 Uhr, dann 20 Uhr 15 und Jan tauchte noch immer nicht auf. Um 20 Uhr 30 nahm ich meinen Mut zusammen, ging die 3 Etagen hoch bis zu seiner Tür und klingelte. Vielleicht hat er einen fürchterlich anstrengenden Beruf, wollte sich nur kurz ausruhen um fit zu sein und ist dabei eingeschlafen, versuchte ich sein fern bleiben zu erklären. Doch auch nach 4 mal klingeln und an der Tür klopfen keine Reaktion. Ich stapfte enttäuscht wieder hinunter, schaltete den Ofen aus, nahm die Flasche Rotwein, schenkte mir ein Glas ein und setzte mich auf die Couch. Ich wurde schonungslos versetzt! Dachte ich, denn 3 oder 4 Gläser Rotwein und anderthalb Stunden später klingelte es. Mit reumütigem Gesicht und Blumenstrauß von der Tankstelle stand er vor der Tür. “Es tut mir fürchterlich leid, aber manchmal geht es auf der Arbeit drunter und drüber und ich hatte ja keine Telefonnummer um dir Bescheid …..” “Is´schon gut, dann fangen wir den Abend halt ein bisschen später an” sagte ich, bat ihn rein und hoffte er bemerkt meine Fahne und die fast leere Rotweinflasche nicht.

Soweit so gut, während der Vorspeise ließen wir die gefährliche Rettungsaktion noch einmal Revue passieren, ich erklärte ihm die ganzen Ausmaße dieses Morgens, inklusive peinlicher Beichte meiner nächtlichen Aktivitäten und deren Auswirkungen und alles machte den Anschein als könne es noch ein sehr amüsanter Abend werden. Doch gerade als ich mit der Lasagne aus der Küche kam klingelte sein Handy, er ging ran, sagte erst lange nichts, dann: “kann denn nicht ein anderer…” und dann: “aha, ich verstehe, ich komme sofort”. “Kein Problem” sagte ich nur und “wenn es denn wichtig ist, kann man nichts machen”. Er werde es mir erklären, wenn Zeit dazu sei sagte er, stand auf und verschwand.

Seit diesem Abend habe ich nichts mehr von ihm gehört.

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