Dienstag, 22. September 2009

Ein fast normaler Montagmorgen

Gestern war wieder einer dieser für mich typischen Tage in meinem Leben: Um 5 Uhr 40 holte mich mein Radio aus einem sehr konfusen Traum über Bauarbeiter die mit Regenschirmen vom Himmel regneten und die schließlich, am Boden angekommen, eine Kampfkunstchoreografie zum Besten gaben. Etwas enttäuscht darüber, nicht zu erfahren was nach Beendigung der Vorstellung geschehen wäre, erwartete mich ein schrecklicher Anblick im Badezimmerspiegel. Ich hatte es also mal wieder getan! In meinem gesamten Gesicht, in den Haaren und auch auf meinem Shirt war deutlich zu erkennen, dass ich in der Nacht mal wieder mein geheimes Doppelleben als nächtliche Naschkatze ausgelebt hatte. Aus dem Spiegel blickte mir ein überdimensionaler Schokoriegel entgegen. Ich brauchte also dringend eine Gesamtüberholung, was bedeutete, dass anstelle meines morgendlichen Schnellwaschgangs das zeitaufwändige Intensivprogramm von Nöten war. Noch dazu ahnte ich, was mich in und um mein Bett herum erwartete. Ein Alptraum aus Schokolade, mit glänzenden Verpackungspapierchen hier und da. Diesen Gedanken verdrängte ich in der Eile jedoch schnell wieder. Ich sprang also unter die Dusche, braune Brühe lief aus meinen Haaren, ich schrubbte und rubbelte die übrigen Spuren der Nacht fort und versuchte auch das restliche Beautyprogramm in Bestzeit zu erledigen. Das Erfreuliche an den Geschehnissen der Nacht: Ich verspürte keinerlei Drang danach zu frühstücken, was mir wieder einige Minuten Vorsprung verschaffte. Um etwa 6 Uhr 30, schon total außer Atem aber glücklich darüber, alles noch so gut in den Griff bekommen zu haben, hastete ich zur Tür heraus und gerade als die Tür ins Schloss fiel, schoss es mir blitzartig in den Kopf: der Schlüssel steckte noch von innen!!

Zuerst einmal wollte ich es nicht wahr haben, dachte, wenn ich nur lange genug die unendlichen Weiten meiner Handtasche durchforste wird mir der Schreckensverursacher schon noch in die Hände fallen. Doch auch nach einer gefühlten Ewigkeit der erfolglosen Suche und dem Resultat, dass nun mein gesamter Tascheninhalt auf meiner Fußmatte verteilt lag (und kein gutes Licht auf mich warf was meine Ordnungsliebe betraf), war der Schlüssel nicht zu finden und sein Aufenthaltsort traurige Gewissheit. Ein Blick auf meine Uhr verriet, die gefühlte Ewigkeit hatte einen realen Wert von geschlagenen 15 Minuten. Was also tun um viertel vor Sieben, ausgesperrt aus der eigenen Wohnung und total verzweifelt? Der Balkon!! Um´s Haus laufen, den Balkon hochklettern (zum Glück wohne ich im Erdgeschoss), den Rolladen hochschieben und auf ein Wunder hoffen, dass ich die Balkontür nicht richtig geschlossen hatte. Hörte sich super an mein Plan, bis ich vor meinem Balkon stand. Ich hatte noch nie in den Jahren zuvor mit dem Vorhaben dort hoch zu klettern vor meinem Balkon gestanden, woher sollte ich dann auch wissen, dass mich dort eine Höhe von mindestens……. unerreichbar erwartete. Ich wohne zwar im Erdgeschoss, dieses befindet sich aber in luftiger Höhe. Von oben betrachtet fiel mir das nie so auf. Alleine konnte ich das nicht schaffen. Aber beruhigend da auch sicher Einbrecher daran scheitern würden. Nun war es schon 7 Uhr, eine Zeit zu der schon einige Leute im Haus auf sein mussten. Ich klingelte also nacheinander an den Türen, erklärte immer und immer wieder meine Situation, hörte Ratschläge wie “Holen sie doch den Schlüsseldienst”, was ich aber wegen der Kosten nicht wollte, oder aber “Tja,da kann ich ihnen auch nicht helfen”. oder aber man machte mir nicht auf, weil a) niemand zu Hause war, oder b) man noch am schlafen war, oder aber c) man das Gespräch schon hinter der Tür belauscht hatte und man einfach keinen Nerv auf mich hatte. Nicht einmal eine Leiter war zu organisieren.

Um halb Acht endlich fasste ich wieder Mut, mein neuer Nachbar, erst vor einigen Wochen drei Etagen über mir eingezogen, nahm sich meinem Problem an. Wieder vor meinem Balkon angekommen, stellte er sich in Räuberleiterposition vor mir auf und sagte nur kurz “Und hopp!” Es sah auch eigentlich so aus, als wäre es mit einer einfachen “Und hopp”-Aktion getan, aber ich schaffte es leider nicht ganz so elfengleich über die Balkonbrüstung wie ich es mir gewünscht hatte. Etwa 5 Mal mussten wir neu vom Boden starten, ich schürfte mir Arme und Beine dabei auf, schrubbte mir ein Loch in die bis dahin noch fast neue Hose und trat ihm auch noch versehentlich mit meinen Stilettos gegen den Kopf. Trotz allem hat er die Stellung gehalten und solange an mir rumgewuchtet und gehievt bis ich endlich über die Balkonbrüstung fiel. Und tatsächlich, es geschehen noch Wunder, ließen sich Rolladen und Tür öffnen. Ich bedankte mich schnell noch vom Balkon aus bei meinem Retter, sagte “Ich hoffe, ich kann mich mal erkenntlich zeigen” und huschte mit blutigen Extremitäten und löchriger Hose hinein. Vorbei am Schokoladenschlachtfeld auf meinem Bett, geradewegs in Richtung Haustür, verstaute schimpfend den Schlüssel in meiner Tasche, zog mich um, verarztete noch schnell blutige Stellen indem ich mich bepflasterte und schaffte es dann schließlich um 8 Uhr 45 aus dem Haus.

So fängt die Woche doch toll an!

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